Eine neue betriebsbereite Fernleitung zwischen Polen und Litauen soll Polens Gasnachfrage zu 10 Prozent decken. Russland hatte Polen den Gashahn abgedreht, weil es seine Gasrechnung nicht in Rubel bezahlte. Deshalb sei die Zusammenschaltung wichtig, sagte EU-Energiekommissarin Kadri Simson am 5. Mai bei der offiziellen Inbetriebnahme in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Sie sei auch ein weiterer Schritt, die baltische Region in den europäischen Energiemarkt zu integrieren.
Durch die 508 Kilometer lange „Gas Interconnection Poland-Lithuania“-Pipeline (GIPL) mit einer Kapazität von rund 2 Milliarden Kubikmetern fließt bereits seit ein paar Tagen Gas nach Polen. Allerdings bekommen auch die drei baltischen Staaten kein russisches Gas mehr. Sie hatten vor Kurzem einen Importstopp gegen russisches Erdgas verhängt. Sie hängen aber offensichtlich nicht so von russischem Gas ab wie Polen. Etwa kann Litauen seinen Gasbedarf durch sein schwimmendes LNG-Terminal in Klaipeda mehr als decken.
Die neue Pipeline ist Teil eines umfassenden Plans, kurz „BEMIP“ (Baltic Energy Market Interconnection Plan), die europäischen Ostseeanrainerstaaten miteinander zu verbinden. Eine Verbindung zwischen Finnland und Estland, der „Balticconnector“ ist seit Januar 2020 in Betrieb und eine Verbindung zwischen Litauen und Lettland („Viresi–Tallinn- Pipeline“) bereits seit 1992. Letztere soll bis 2023 ausgebaut werden. Eine Erdgasleitung von Dänemark durch die Ostsee nach Polen („Baltic Pipe“) soll im Oktober betriebsbereit sein und dann bis zu 10 Milliarden Kubikmeter norwegisches Erdgas pro Jahr aus der Europipe II-Pipeline nach Polen transportieren.
Die Pipeline zwischen Polen und Litauen (GIPL) ist ein im gesamteuropäischen Interesse stehendes Projekt (PCI) und hat deshalb Zuschüsse aus dem EU-Haushalt (Connecting Europe Fazilität) in Höhe von rund 266 Millionen Euro erhalten.