Europäische LNG-Importe auf Rekordniveau
Die Importe von verflüssigtem Erdgas (LNG) erreichten in Europa (Europäische Union und Großbritannien) im April 2022 mit durchschnittlich 16,5 Milliarden Kubikfuß pro Tag (Bcf/d) einen historischen Rekordstand.
Von Januar bis Mai 2022 beliefen sich die LNG-Importe in die Europäische Union und nach Großbritannien auf durchschnittlich 14,9 Bcf/d; das sind nach Angaben von CEDIGAZ 5,9 Bcf/d entsprechend 66 Prozent mehr als im Jahresdurchschnitt 2021. Das Pandemie-Hoch von 10,3 Bcf/d im Jahr 2019 wurde damit um 4,7 Bcf/d überschritten.
Als entscheidende Gründe für den Anstieg der LNG-Importe der 28 Staaten nennt die US-Energy Information Administration drei Gründe: das historisch niedrige Niveau der Erdgasspeicherstände von Herbst 2021 bis Frühjahr 2022, die unzureichenden Pipeline-Lieferungen aus traditionellen Quellen und die – im Vergleich zu anderen Märkten – höheren Spotpreise. Die höheren Spotpreise in Europa haben zu mehr Importen von Lieferanten mit Bestimmungsflexibilität in ihren Verträgen geführt, insbesondere aus den Vereinigten Staaten.
Die Nutzung der LNG-Terminals variiert je nach Region. LNG-Importterminals in Nordwesteuropa sind an ein stärker integriertes Pipelinenetz angeschlossen, das große Erdgasmengen zu wichtigen Abnahmezentren und Speicheranlagen in ganz Nordeuropa transportieren kann. LNG-Importanlagen in Südeuropa bedienen hauptsächlich lokale und regionale Märkte.
Von Januar bis Mai 2022 beliefen sich die Lieferungen von regasifiziertem LNG an das Pipelinenetz in Spanien, Portugal und Italien im Durchschnitt auf 4,6 Bcf/d. Die LNG-Importterminals in der Region waren zu 58 Prozent ausgelastet. Im gleichen Zeitraum beliefen sich die nach Frankreich, Belgien und den Niederlanden in Nordwesteuropa gelieferten Mengen an regasifiziertem LNG auf durchschnittlich 5,8 Bcf/d. Damit wurde die Nennkapazität der Regasifizierungsanlagen übertroffen. Im April 2022 konnte eine Spitzenauslastung von 115 Prozent erreicht werden. Ein weiterer Anstieg der LNG-Importe nach Nordwesteuropa wird durch die Verfügbarkeit von Regasifizierungskapazitäten in der Region begrenzt.
Das Vereinigte Königreich verfügt über die zweitgrößte LNG-Regasifizierungskapazität in Europa (4,7 Bcf/d) und kann bis zu 2,5 Bcf/d Erdgas über die Interconnector-Pipeline nach Belgien und die BBL-Pipeline in die Niederlande exportieren. Das regasifizierte LNG-Volumen in Großbritannien lag von Januar bis Mai 2022 im Durchschnitt bei 2,9 Bcf/d. Die Regasifizierungsanlagen waren zu 63 Prozent ausgelastet, gegenüber 30 Prozent im Vorjahr. Exporte aus dem Vereinigten Königreich über Verbindungspipelines in die Europäische Union laufen seit März 2022 nahezu auf Höchsttouren.
