Der russische Energiekonzern Gazprom hat die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 komplett ausgesetzt und begründet dies mit einem Ölleck an einer Turbine in der Verdichterstation Portojawa.
Wie das Unternehmen am 2. September über den Mitteilungsdienst „Telegram“ bekannt gab, seien die festgestellten Fehler und Schäden so umfangreich, dass ein sicherer und störungsfreier Betreib der Gasturbine nicht mehr gewährleistet sei. Für die Behebung der Schäden müsse die Turbine mit der Aggregatbezeichnung Trent 60 in der Verdichterstation 24 in Portojawa nun ausgebaut und in eine Fachwerkstatt gebracht werden, so Gazprom.
Hersteller Siemens Energy macht inzwischen deutlich, dass „ein solcher Befund keinen technischen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstellt“. Leckagen, die auch nach Angaben von Gazprom immer wieder auftreten, würden nach Darstellung von Siemens im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht beeinträchtigen. Derzeit sei Siemens nicht mit Wartungsarbeiten beauftragt worden, teilte der Hersteller am 3. September mit. „Unabhängig davon, haben wir bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass in der Verdichterstation Portowaja genügend weitere Turbinen für einen Betrieb von Nord Stream 1 zur Verfügung stehen“, erklärte das Unternehmen.
Auch in der EU-Kommission nimmt man dem russischen Gazprom-Konzern die Begründung für den Gaslieferstopp nicht ab. „Die Ankündigung von Gazprom von heute Nachmittag, Nord Stream 1 erneut unter falschen Vorwänden stillzulegen, ist ein weiterer Beleg seiner Unzuverlässigkeit als Lieferant“, so ein Kommissionssprecher auf dem Kurzmitteilungsdienst Twitter.
Trotz der vorangegangenen Wartungsarbeiten an der Pipeline Nord Stream 1, die am 31. August begannen und drei Tage dauern sollten, konnten die Gasspeicher in Deutschland weiter gefüllt werden. Aktuell dürfte das Speichervolumen bei einem Füllstand von 86 Prozent liegen, am Samstag wurde ein Speicherstand von 85,5 Prozent übermittelt. Derzeit liefert Russland nur noch über den ukrainisch-slowakischen Grenzpunkt Velke Kapusany Gas nach Europa. Die Liefermenge lag dort zuletzt bei rund 40 Millionen Kubikmetern am Tag.
Zu Wochenbeginn haben sich die Gaspreise nun erneut verteuert, nachdem zum Ausklang der Vorwoche, vor Bekanntgabe der Gazprom-Meldung sich die Preise deutlich reduziert hatten. Im deutschen Marktgebiet den Trading Hub Europe schoss der Day-Ahead von 165 Euro auf 250 Euro/MWh hoch, gab zuletzt wieder etwas nach. Für den Terminmarkt wurden noch keine Abschlüsse gemeldet, die Märkte dürften aber auch hier deutlich fester in die neue Handelswoche starten.