Noch nie wurde weltweit so viel Gas nachgefragt wie 2024, berichtet die Internationale Energieagentur im aktuellen Gasmarktreport und ruft zur Kooperation auf.
115 Milliarden Kubikmeter (bcm) Erdgas mehr als im Jahr zuvor sind 2024 weltweit verbraucht worden. Das entspricht einem Wachstum von 2,8 Prozent und damit einer deutlich höheren jährlichen Wachstumsrate als in den Jahren 2010 bis 2020, für die die Internationale Energieagentur (IEA) ein Wachstum von jährlich durchschnittlich 2 Prozent verzeichnet hat. Das geht aus dem aktuellen Gasmarktbericht der IEA hervor.
Mit rund 40 Prozent entfiel dabei der größte Anteil der Nachfrage auf Asien, in erster Linie auf China und Indien. Die Steigerung in Europa fiel nur marginal aus. Nach Sektoren betrachtet ist die Nachfrage vor allem im Bereich Industrie und Energie gestiegen: Auf diesen Bereich entfiel 2024 etwa 45 Prozent der gesamten Gasnachfrage.
Auch für 2025 erwartet die IEA wieder eine Steigerung der globalen Nachfrage, allerdings bei etwas moderaterem Wachstum. Die Agentur rechnet mit etwa 1,9 Prozent beziehungsweise 80 bcm.
Gas verdrängt Öl
Insgesamt hat Erdgas dem Bericht zufolge im Jahr 2024 etwa 40 Prozent des globalen Energiebedarfs gedeckt, mehr als jeder andere Brennstoff. Dabei verdrängt Gas – gestützt durch politische Maßnahmen, Regulierungen und Marktentwicklungen – zunehmend Öl- und Ölprodukte in einer ganzen Reihe von Sektoren.
Gleichzeitig zeigt sich die Gasnachfrage als zunehmend abhängig von Wetterbedingungen wie Kälteeinbrüchen und Hitzewellen, berichtet die IEA. Als Beispiel nennt sie die Rekordnachfrage nach Gas in den USA während des Wintersturms Heather im Januar 2024 und den Anstieg der Gasnachfrage in Indien um 32 Prozent während der Hitzewellen im Sommer 2024. Auch spiele Gas in zunehmend von erneuerbaren Energien geprägte Märkten eine wichtige Rolle dabei, die Stromversorgung auch in Zeiten geringer Solar- und Windleistung zu gewährleisten.
Wachstum der LNG-Produktion unterdurchschnittlich
Die weltweit verfügbare Menge an verflüssigtem Erdgas (Liquified Natural Gas, LNG) sei 2024 um nur 2,5 Prozent gewachsen. Damit liege das Wachstum weit unter den Wachstumsraten von 8 Prozent aus den Jahren 2016 bis 2020, bilanziert die IEA, die aber davon ausgeht, dass mit dem Start und dem Ausbau verschiedener LNG-Projekte, vor allem in Nordamerika, das Wachstum in 2025 auf etwa 5 Prozent steigt.
Die steigende Menge an verfügbarem LNG werde allerdings teilweise durch den Wegfall russischer Gasmengen kompensiert, warnt die IEA. Sie rechnet damit, dass allein das Ende des Gastransits durch die Ukraine (durch das Auslaufen der entsprechenden Verträge zum 31. Dezember 2024, wir berichteten) im Jahr 2025 eine Reduzierung der russischen Pipelinegas-Lieferungen nach Europa um 15 bcm bedeute.
In Kombination mit der Notwendigkeit, die zum Jahresbeginn bereits um15 bcm weniger als im Vorjahr gefüllten europäischen Gasspeicher neu zu befüllen, könnte das zu einer steigenden europäischen LNG-Nachfrage und damit zu weiterem Druck auf den weltweiten Gasmarkt führen. Das gelte insbesondere, weil die vom Ende des Gastransits besonders betroffenen Länder Moldau und Transnistrien auf die Unterstützung ihrer regionalen und internationalen Partner angewiesen sind.
Angesichts angespannter Märkte und geopolitischer Risiken ruft die IEA zur Zusammenarbeit auf: "Verantwortungsbewusste Produzenten und Verbraucher", heißt es in dem Bericht, "müssen zusammenarbeiten, um die Architektur für eine sichere und geschützte globale Gasversorgung zu stärken".