Russland, Norwegen, die USA und Katar sind 2021 die wichtigsten Gaslieferanten der 27 EU-Staaten und Großbritanniens gewesen. Bei den Gasimporten kommt Russland auf einen Anteil von knapp 41 Prozent.
Russland, Norwegen, die USA und Katar sind 2021 die wichtigsten Gaslieferanten der 27 EU-Staaten und Großbritanniens gewesen. Bei den Gasimporten kommt Russland auf einen Anteil von knapp 41 Prozent.
Berechnungen der US-Energy Information Administration (EIA) wurden im letzten Jahr rund 30,8 Milliarden Kubikfuß pro Tag (billion cubic feet per day – Bcf/d) entsprechend etwa 318 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die genannten 28 Staaten eingeführt. Davon entfielen mit knapp 71 Prozent (21,8 Bcf/d) auf Pipeline-Gas und etwa 29 Prozent (9,0 Bcf/d) auf Liquefied Natural Gas (LNG). Wichtigster Lieferant war Russland. Von dort wurden 10,7 Bcf/d per Pipeline und 1,8 Bcf/d LNG in die 27 EU-Staaten und Großbritannien exportiert. Dies entspricht 40,6 Prozent aller europäischen Erdgaseinfuhren im Jahr 2021.
Per Pipeline wurden aus Russland über die drei zentralen Eingangspunkte in Kondratki (Polen) Greifswald und Vleke Kapusany (Slowakei) im letzten Jahr durchschnittlich 10,7 Bcf/d Erdgas geliefert – verglichen mit 11,8 Bcf/d im Jahr 2020 und 14,1 Bcf/d im Jahr 2019. Demgegenüber haben sich die Pipeline-Lieferungen aus Norwegen von 10,4 Bcf/d in den Jahren 2019 und 2020 auf 11,1 Bcf/d im Jahr 2021 erhöht, was allerdings nicht ausreichte, um die verminderten Pipeline-Gaslieferungen aus Russland auszugleichen.
Von den LNG-Importen der EU-27 unter Einbeziehung von Großbritannien entfielen 70 Prozent auf die drei Staaten, USA, Katar und Russland. Zu den weiteren LNG-Lieferanten zählten insbesondere Nigeria und Algerien. Dabei haben sich die USA im Jahr 2021 zum wichtigsten LNG-Lieferanten für Europa entwickelt. 26 Prozent aller LNG-Bezüge der EU-27 einschließlich Großbritannien stammten aus den USA – gefolgt von Katar mit 24 Prozent und Russland mit 20 Prozent.
Knappheiten bei der Versorgung des europäischen Marktes führten zu einem starken Anstieg der Erdgaspreise. Am Title Transfer Facility (TTF) in den Niederlanden – dem liquidesten virtuellen Erdgas-Handels-Drehkreuz in Europa – wurden Rekordpreise notiert. So lag der durchschnittliche TTF-Preis im Zeitraum September 2021 bis zur ersten Woche im Februar 2022 nach Berechnungen der US-amerikanischen EIA bei 28,52 US-Dollar per million British thermal units (MMBtu). Am 21. Dezember 2021 wurde eine Preisspitze von 60,20 US-Dollar/MMBtu erreicht. Zum Vergleich: Im Durchschnitt der Monate Januar bis August 2021 notierte der TTF-Preis bei 9,28 US-Dollar/MMBtu, 2020 waren es 3,28 US-Dollar/MMBtu, und für 2019 nennt die EIA einen Preis von 4,45 US-Dollar/MMBtu.
Bei historischer Betrachtung waren die Spotpreise in Europa durchgängig niedriger als in Asien. In den letzten Monaten hat sich dies jedoch geändert. Die LNG-Preise in Europa überstiegen sogar die vergleichbaren Notierungen in Asien, was zu verstärkten flexibel verfügbaren Lieferungen von LNG nach Europa geführt hatte. Im Dezember 2021 und im Januar 2022 hatten sich die LNG-Importe von Europa sogar auf durchschnittlich 10,8 Bcf/d bzw. 14,9 Bcf/d erhöht – angereizt durch die im Vergleich zu Asien höheren Spotpreise für LNG am TTF-Hub.