Die spanische Regierung hat eine vorübergehende Preisobergrenze von 40 Euro/MWh für Gas beschlossen, das für die Stromerzeugung genutzt wird. Sie gilt für ein Jahr. Portugal plant eine ähnliche Maßnahme wie Spanien. Genehmigt hat die EU-Wettbewerbsbehörde noch nichts. Eine Regierungssprecherin sagte in Madrid, Spanien führe mit dieser Entscheidung einen strukturellen Wandel in der europäischen Energiepolitik an. Die EU-Energieregulierungsagentur Acer warnt hingegen vor solchen Markteingriffen.
Die Staats- und Regierungschefs hatten Spanien und Portugal auf ihrem letzten Gipfel im März zugestanden, das derzeitige Strommarktdesign vorübergehend nicht anwenden zu müssen.
Die beiden Länder sind mangels unzureichender Kapazität der französisch-spanischen Stromverbindungen vom Stromverbund faktisch ausgeschlossen, können somit ihren überwiegend erneuerbaren Strom nicht über die Grenzen handeln, müssen aber, weil sie Teil des Strombinnenmarkts sind, die auf ihm erzielten Großhandelspreise übernehmen. Dort bestimmt die letzte nachgefragte verstrombare Energiequelle, und die ist zurzeit Erdgas, den Preis. Durch einen Preisdeckel für Gas in Spanien und Portugal sinken also die dortigen Strompreise.
Die „iberische Ausnahme“ wird die EU-Kommission darauf hin untersuchen, ob sie das Funktionieren des Strombinnenmarkts beeinträchtigt. Allerdings hatte sie vor zwei Wochen angedeutet, dass Spanien und Portugal den Gaspreis auf 40 Euro pro MWh vorübergehend begrenzen dürfen.