Die Untertageindustrie spielt eine wichtige Rolle in der Energiewende, stellt die DGMK-/ÖGEW-Frühjahrstagung in Celle fest. Über 600 Teilnehmer und 32 Aussteller der Branche treffen sich für zwei Tage.
Die Upstreamindustrie spielt eine wichtige Rolle in der Energiewende, stellt die DGMK-/ÖGEW-Frühjahrstagung in Celle fest. Über 600 Teilnehmer und 32 Aussteller der Branche treffen sich für zwei Tage.
Am 15. Mai begann in Celle (Niedersachsen) der Frühjahrskongress von DGMK und ÖGEW. Die Deutsche Wissenschaftliche Gesellschaft für nachhaltige Energieträger, Mobilität und Kohlenstoffkreisläufe (DGMK) und die Österreichische Gesellschaft für Energiewissenschaften (ÖGEW) besprechen hier die „Rolle der Untergrundindustrie für eine sich verändernde Energielandschaft“. Geo-Energiesysteme und Untertagetechnologien sind in der Energiewende unverzichtbar, wie DGMK-Geschäftsführerin Gesa Netzeband zur Eröffnung betonte.
Unterirdische Speicher für Erdgas, Wasserstoff oder vielleicht CO2 sind nämlich das Backup für die volatile Erzeugung aus Sonne und Wind. Jürgen Rückheim, Vorsitzender des DGMK Fachbereiches Geo-Energiesysteme und Untertagetechnologien, begrüßte die Festlegungen der EU und Deutschlands zum Carbon Management. Darin sei ausdrücklich auch die Einspeicherung von CO2 im Untergrund als Möglichkeit genannt.
Er bedauerte, dass eine Verpressung von CO2 im Untergrund (CCS) unter dem Festland in Deutschland weiter ausgeschlossen sei. Allerdings hätten die Bundesländer laut Vorlage aus dem Bundeswirtschaftsministerium die Möglichkeit, eigene Initiativen zu starten. Dafür sehe der Gesetzentwurf die Möglichkeit für CCS im Schelf unter dem Meer vor.
Internationale Unternehmen in Norwegen, Dänemark und den Niederlanden entwickelten aktuell Speicher, Technik und Geschäftsmodelle, um unvermeidbare Treibhausgase sicher zu lagern, damit die Klimaschutzziele erreicht werden können. Rückheim bedauerte in diesem Zusammenhang die sinkenden Investitionen in Deutschland in Forschung und Entwicklung auf seinem Fachgebiet.
Gleichzeitig warnte er vor dem Verlust von Fachkräften. In den letzten Jahren hätten mehr junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Deutschland verlassen, als neu hinzugekommen seien. Aber auch für Geothermie oder die Erschließung von wichtigen Energiewenderohstoffen wie Lithium für Batterien würden Fachleute weiter zahlreich benötigt, erinnerte Rückheim.
Thilo Schaefer, Leiter des Themenclusters Klimawandel am Institut der deutschen Wirtschaft Köln, erläuterte die aktuellen Herausforderungen der deutschen Energie- und Klimapolitik. So habe Deutschland aktuell seine CO2-Emissionen zwar planmäßig senken können, doch sei dies hauptsächlich auf Produktionsrückgänge in energieintensiven Industriezweigen zurückzuführen. Dies war durch die hohen Energiepreise infolge des russischen Überfalls auf die Ukraine bedingt, sei aber nicht von Dauer, schätzte Schaefer ein. Zudem seien im Verkehrsbereich und der Gebäudewärme zu geringe Fortschritte zu verzeichnen, um wirklich die Klimaschutzziele zu erreichen.
Auch er nannte die Abscheidung und Nutzung oder Einlagerung von CO2 für unabdingbar, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Es stehe die Entscheidung an, ob dafür ein Rohrleitungsnetz entstehen soll, um es in Nachbarländer zu transportieren oder ob CCS auch in Deutschland selbst erfolgen soll und wo. Wegen zu wenigen Speichermöglichkeiten der volatilen Stromerzeugung aus Wind und Sonne müsse eine neue Grundlastabsicherung her, um die deutsche Energieversorgung auch erneuerbar auf sichere Füße zu stellen, mahnte Schaefer.
Noch fehlten die richtigen Anreize für eine Infrastruktur der Energiewende. Die nur in Europa gültigen CO2-Preise stellten zudem einen Wettbewerbsnachteil im globalen Handel dar, der ausgeglichen werden müsste, um die Industrie hier zu erhalten.
Schaefer schlug staatliche Bürgschaften vor, um den Infrastrukturausbau preiswerter zu machen. Investitionsförderung für Energiewendeumbauten und langfristig sicher gesenkte Energiekosten für die Produzenten seien weitere Mittel. Außerdem könnten grüne Leitmärkte entstehen durch Quoten wie für Biotreibstoffe und der Staat solle bei seinen Gebäuden und Investitionen vorbildhaft arbeiten, schlug er vor.