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TECHNOLOGIE & TRANSFORMATION VON FOSSILEN UND GRÜNEN ENERGIETRÄGERN TECHNOLOGY & TRANSFORMATION OF FOSSIL AND GREEN ENERGIES

Quelle: Shutterstock / Andrzej Rostek

Carbon Management Allianz will Thema CCS/U mitgestalten

Durch branchenübergreifende Zusammenarbeit will der neu ins Leben gerufene Zusammenschluss die Entwicklung und Umsetzung von CCS/CCU-Technologien in Deutschland vorantreiben.

Unter den europäischen Staaten ist Deutschland bis dato wohl das einzige Land ohne Rechtsrahmen für eine Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) sowie Kohlenstoffnutzung (CCU). Zwar sind die parlamentarischen Schritte zum Kohlendioxid-Speicherungs- und Transportgesetz (KStTG) nahezu abgeschlossen, aufgrund der aktuellen Regierungssituation und der vorgezogenen Wahl im kommenden Februar kommt es bei der Verabschiedung des Gesetzes nun aber zu Verzögerungen und Unsicherheiten. Das bremst das Investitionsklima für diese Technologie. Mit der jetzt vorgenommenen Gründung der Carbon Management Allianz (CMA) wollen Unternehmen der Zement-, Kalk-, Energie- und Transportindustrie sowie der Abfallwirtschaft nun das Ziel verfolgt, branchenübergreifend die Abscheidung, Speicherung und Weiterverarbeitung von CO2 zu entwickeln und die dafür erforderlichen Rahmenbedingungen mitzugestalten.

Unternehmen der Zement- und Kalkindustrie und der Abfallwirtschaft sind allein über einen Wechsel auf nachhaltige Brennstoffe und effizientere Prozesse nicht in der Lage, klimaneutral zu werden. Grund ist, dass die in diesen Branchen eingesetzten Rohmaterialien für das Gros der im Produktionsprozess entstehenden CO2-Emissionen verantwortlich sind.

"Deutschland läuft Gefahr, ins Hintertreffen zu geraten. Eine weitere Verzögerung stellt geplante Investitionen klar in Frage. Wenn wir kurzfristig Technologien skalieren wollen, braucht es heute Planungs- und Investitionssicherheit für Unternehmen", kommentierte Alexandra Decker, Vorstandsvorsitzende der CMA und Vorstand Corporate Affairs der CEMEX Deutschland, einer der zehn größten Zementhersteller der Welt.

Bis spätestens 2039 müsse die Zementindustrie die Dekarbonisierung umgesetzt haben. Die Technologie sei vorhanden, im Werk Rüdersdorf bei Berlin werde mit EU-Mitteln diese CCS-Technologie derzeit in einem Projekt umgesetzt. "2030 wollen wir da klimaneutral Zement herstellen." Aber gebraucht werde hier eine langfristige Perspektive für die Zement- und Kalkindustrie für eine CCS-Wirtschaft. "Dafür muss der regulatorische Rahmen dringend vervollständigt werden", so Decker.

Kosten möglichst gering halten

Sie plädiert zudem dafür, die Kosten beim CCS so gering wie möglich zu halten. "Die Rechnung ist einfach: Je kürzer die Wege, desto geringer die Betriebskosten." Auch die rechtliche Grundlage für den Export von CO2 sei zu schaffen. "Das muss zu den ersten Amtshandlungen der neuen Regierung gehören", so Decker. Um die Kosten für die Unternehmen im Rahmen zu halten, müssten diese übergangsweise durch Klimaschutzverträge flankiert werden, denn solange der CO2-Preis nicht ausreichend hoch sei und solange es keine verlässlichen Absatzmärkte gebe, seien die Vorreiterprodukte nun einmal nicht wettbewerbsfähig.

Zwei Drittel der Emissionen der Kalkproduktion seien unvermeidbar, da sie aus dem Kalkstein selbst stammen, erklärte Philip Nuyken, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Kalkindustrie. Um diese Branche klimaneutral zu bekommen, müsse das CO2 abgeschieden, transportiert, genutzt oder gespeichert werden. Der vorliegende Entwurf zum KSpTG ermögliche Investitionen ins Land und in langfristigen, dringend notwendigen Klimaschutz - und koste den Staat nichts. Es müsse schnell umgesetzt werden. Ohne das Gesetz würden ganze Branchen von einer Transformation ausgeschlossen.

Einen Perspektivenwechsel beim Thema CCS hat es mittlerweile auch bei Naturschutzorganisationen gegeben. Steffi Ober, Leiterin des Bereichs Ökonomie und Forschungspolitik beim Naturschutzbund Nabu, sieht in der Speicherung von Kohlendioxid einen Schutz der Biodiversität. Über technische Senken seien die natürlichen Senken voranzubringen. "Wir müssen in Infrastrukturen zur CO2-Abscheidung und -Speicherung investieren, damit die Industrie in Deutschland genügend Zeit für die notwendige Transformation hat."

Sie unterstrich, dass die technischen Sanken mit möglichst niedrigen Kosten umgesetzt werden sollten und schloss neben der Speicherung auf See auch eine an Land nicht aus. Generell hält sie aber beim Thema CCS/U ein Monitoring über einen "Klimatisch unter Beteiligung der Zivilgesellschaft" für sinnvoll, CCS, unterstrich sie, dürfe aber nur eng begrenzt in den Industriebereichen Zement, Kalk und die Abfallwirtschaft eingesetzt werden, ansonsten bestehe die Gefahr, dass man in Lock-in-Effekte hineinrutsche.

Mitglieder der Allianz sind die Unternehmen Cemex, EEW, Harbour Energy, TES, VTG, Total Energies, OMV, Lhoist und Verbio.

Unternehmen
Artikel von Klaus Lockschen
Artikel von Klaus Lockschen