Zu den wesentlichen Bestandteilen des fünften Sanktionspakets gegen Russland, dem der Europäische Rat am 8. April 2022 zugestimmt hat, gehört ein Einfuhr-Embargo auf Kohle aus Russland. Nach Mitteilung der EU-Kommission ist davon ein Viertel aller russischen Kohleexporte betroffen. Damit sind bei Zugrundelegung der Kohlepreise des Jahres 2021 durch das EU-Embargo rechnerisch Verluste an Exporterlösen für Russland in Höhe von jährlich etwa 5 Milliarden Euro verbunden. Die Regelung wird 120 Tage nach Verkündung im Amtsblatt der EU und damit im August 2022 wirksam.
Der größte Importeur von Steinkohlen innerhalb der EU – und das gilt auch für Einfuhren aus Russland – ist Deutschland. 2021 wurden insgesamt 41,1 Millionen Tonnen Steinkohlen (einschließlich Koks) nach Deutschland importiert – davon 20,5 Millionen Tonnen entsprechend 50 Prozent aus Russland. Der zweitgrößte Importeur von Steinkohlen innerhalb der EU ist Polen. Die Steinkohlen-Importe von Polen beliefen sich 2021 nach Angaben von Euracoal auf 12,6 Millionen Tonnen; davon entfielen 8,3 Millionen Tonnen auf Bezüge aus Russland. Die Lieferungen an andere Staaten, die zu weiten Teilen über Häfen in den Niederlanden erfolgten, waren vergleichsweise gering.
Die berechneten 5 Milliarden Euro Exporterlöse Russlands für die Lieferungen von Steinkohlen in die EU im Jahr 2021 machen nur einen kleinen Teil an allen Exporterlösen des Landes für Energie-Rohstoffe und Energieprodukte aus. Bezogen auf Lieferungen in die EU wird der Wert der Exporterlöse Russlands für Öl – Rohöl und Produkte – im Jahr 2021 auf rund 70 Milliarden Euro und für Erdgas auf etwa 45 Milliarden Euro beziffert. Das macht – einschließlich Kohle – in Summe 120 Milliarden Euro für 2021 aus. Die in Medien zuletzt veröffentlichen – teils sehr viel höhere Zahlen – basieren nicht auf den Preisen gemäß den geschlossenen Verträgen, sondern orientieren sich an den Preisspitzen, die Anfang März 2022 erreicht worden waren.