Die Militäroperation des russischen Staatspräsidenten gegen die Ukraine hat den Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea veranlasst, sein Jahrespressegespräch, auf dem man vor Journalisten Bilanz das abgelaufene Geschäftsjahrs ziehen wollte, kurzfristig ...
Die Militäroperation des russische Staatspräsidenten gegen die Ukraine hat den Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea veranlasst, sein Jahrespressegespräch, auf dem man vor Journalisten Bilanz das abgelaufene Geschäftsjahrs ziehen wollte, kurzfristig abzusagen. „Die militärische Eskalation des Konflikts sehen wir mit sehr großer Sorge und Betroffenheit”, ließ Unternehmens-Chef Mario Mehren stattdessen verlautbaren. „Menschen sterben - wir sind schockiert, was passiert". Zugleich erschüttere die „jüngste militärische Eskalation auch die über Jahrzehnte aufgebaute wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Russland und Europa” und werde „weitreichende Konsequenzen nach sich ziehen”, so Mehren - „in welchem Umfang, das ist heute noch gar nicht abzusehen”.
Wintershall Dea arbeite seit mehr als 30 Jahren in Russland, so Mehren weiter. „Viele Kolleginnen und Kollegen von uns arbeiten tagtäglich für unser Unternehmen und unsere Joint Ventures mit Partnern aus Russland. Viele Kolleginnen und Kollegen von uns kommen aus Russland oder der Ukraine - insbesondere für sie, aber auch für uns alle, ist diese Eskalation auf Anordnung der russischen Regierung ein harter Schlag”, so der Wintershall Dea-Chef.
Speziell mit Blick auf das ausgesetzte Zertifizierungsverfahren für die russische Ostsee-Pipeline Nord Stream 2, an deren Finanzierung Wintershall Dea beteiligt ist, geht das Unternehmen laut einem Medienbericht „bei einem Aus für die Gaspipeline Nord Stream 2 von einer Entschädigung für die Projektgesellschaft aus”, wie „Der Spiegel” berichtet. Das Unternehmen habe die Einschätzung geäußert, dass „zurzeit kein belastbares Szenario denkbar” sei, „in dem es zu politischer Intervention ohne Entschädigung käme”. Und auch wenn sich die Inbetriebnahme des nicht abgeschlossene Zertifizierungsverfahren für die Pipeline hinauszögere, rechne Wintershall Dea damit, „dass die vertraglichen Verpflichtungen gegenüber den Finanzinvestoren erfüllt” würden.
Im Geschäftsbericht umreißt Unternehmens-Chef Mehren das Geschäftsjahr 2021 indes als "ein herausragendes Jahr für Wintershall Dea" - auch dank des "Rohstoffpreisniveaus". Indem Wintershall Dea die Produktionskosten niedrig gehalten habe, sei ein „Ergebnis auf Rekordniveau” erzielt worden.
Die Produktion lag 2021 insgesamt bei 634 Tausend boe/Tag und damit „im oberen Bereich” der ursprünglichen Unternehmens-Planung. „Wir sind operativ sehr stark in das Jahr gestartet und haben im ersten Quartal eine Rekordproduktion von 659 Tausend boe/Tag erzielt”, heißt es im Geschäftsbericht. Im vierten Quartal habe man mit 678 Tausend boe/Tag einen Rekordwert erreicht. Insgesamt seien 2021 sechs Projekte in Produktion gegangen, bei den übrigen Großprojekten in Norwegen – Dvalin, Nova und Njord –, die bis Ende dieses Jahr die Produktion aufnehmen sollen, liege man „gut im Plan”.
Im Jahr 2021 kam Wintershall Dea auf einen Gesamtumsatz von knapp 8,12 Milliarden Euro, nach 3,89 Milliarden Euro im Jahr zuvor. Der Netto-Gewinn belief sich auf 593 Millionen Euro, nachdem das Unternehmen im Vorjahr 2020 aufgrund hoher Abschreibungen und Wertminderungen beim Anlagevermögen noch einen Nettoverlust in Höhe von 839 Millionen Euro ausweisen musste.