Mit einer nachlassenden Dynamik im Bereich der reinen Elektromobilität rücken alternative Antriebsarten und Kraftstoffe wieder zunehmend in den Fokus. Welche Stellschrauben es gibt, skizzierte Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Fuels und Engie (en2x), auf dem EID Kraftstoff-Forum 2023 in Hamburg.
Mit einer nachlassenden Dynamik im Bereich der reinen Elektromobilität rücken alternative Antriebsarten und Kraftstoffe wieder zunehmend in den Fokus. Welche Stellschrauben es gibt, skizzierte Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Fuels und Engie (en2x), auf dem EID Kraftstoff-Forum 2023 in Hamburg.
„Wir brauchen alle Technologien, die uns zur Verfügung stehen“, sagte Küchen zu Beginn seiner Ausführungen. Er ging der Frage nach, unter welchen Bedingungen der Markthochlauf für alternative Kraftstoffe gelingen kann. Allgemein kommen bei der Transformation des Mineralöl- und Raffineriesektors hin zur Klimaneutralität verschiedenen Technologien eine tragende Rolle zu: Beispielsweise Biomasse, Rest- und Abfallstoffe, Wasserstoff, CO2 und Power-to-X. Man könne es sich nicht leisten, nur auf ein Pferd zu setzen.
Dass es nicht alleine über die Elektromobilität gehen werde, sei mit ihrer aktuellen Verlangsamung im Hochlauf zu beobachten. Küchen führte hierbei aktuelle Entwicklungen wie Lieferkettenengpässe, Kaufzurückhaltung sowie die starken Kostensteigerungen bei Rohstoffen und Energie an. Es werde angesichts dieser Rahmenbedingungen kam möglich sein, bis 2030 eine Anzahl von 14 Millionen batterieelektrischen Fahrzeuge im Bestand zu haben. „Das Ziel wird nicht erreicht werden“, sagte Küchen mit realistischem Blick.
Diese nachlassende Dynamik bei der batterieelektrischen Mobilität werde den Bedarf an alternativen Kraftstoffen zwecks Dekarbonisierung des Straßenverkehrs zunehmend erhöhen, zeigte er sich überzeugt. Es sei unabdingbar, zusätzliche Mengen an erneuerbaren Kraftstoffen für den Fahrzeugbestand zur Verfügung zu stellen. Die Alternative dazu wären Fahrverbote, erklärt Küchen unter Verweis auf die fragliche gesellschaftliche Akzeptanz.
Klare Definition für grünes H2 notwendig
Doch was braucht es für den Hochlauf alternativer, klimaneutraler Kraftstoffe? Aktuell relevante Stellschrauben für den Hochlauf alternativer Kraftstoffe seien zum Beispiel eine Berücksichtigung von alternativen Kraftstoffen bei der LKW-Maut, bei der Besteuerung von Dienstwagen oder bei der EU-Flottenregulierung. Auch eine Zulassung von paraffinischen Reinkraftstoffen nannte Küchen.
Im Bereich Wasserstoff betonte der Verbandschef, dass etwa Investitionen in H2-Projekte ohne eine Finalisierung und nationale Umsetzung der delegierten Rechtsakte mit einem hohen Risiko verbunden sind. Schließlich sei dann nicht klar, nach welcher Definition Wasserstoff als „grün“ gilt.
Kritisch zu bewerten sei jedoch der zweite delegierte Rechtsakt zu den Kohlenstoffquellen, insbesondere zur Nutzung industrieller Punktquellen in Ländern ohne CO2-Bepreisung. „Hier braucht es schnell eine pragmatische Lösung, etwa zur Möglichkeit der Nutzung eines fiktiven CO2-Preises.“ Andernfalls würden „viele attraktive Lieferländer potenziell nicht in Frage kommen für Europa“, so Küchen. Es müsse daher ein zeitnah verfügbares und pragmatisches Regelwerk geben, sonst würden sich die Investitionen in H2 und sein Import auf andere Weltregionen verlagern, die bessere Rahmenbedingungen bieten.
Importstrategie weiterentwickeln
Generell werde die Notwendigkeit, Energien zu importieren, „immer noch massivst unterschätzt. Wir reden das künstlich klein“, so der Verbandsleiter. Gerade bei Wasserstoff werde der überwiegende Anteil des Bedarfs heute und auch künftig importiert werden müssen, da Strom aus Wind und Sonne in Deutschland immer knapp bleiben werden. Daher gelte es, die Importstrategie weiterzuentwickeln und auszubauen. Außerdem würden notwenige Speicherbedarfe meist nicht ausreichend berücksichtigt.
Die Energieeinsparungen durch mehr Effizienz würden hingegen deutlich überschätzt. Generell werde eine „falsche“ Effizienzdebatte geführt. „Wir müssen Effizienz weiterdenken. Es muss mehr um Systemeffizienz gehen“, sagte Küchen. Zwar sei die Stromspeicherung in Form von H2 oder synthetischem Methan zur Rückverstromung „extrem ineffizient“ im Vergleich zur direkten Stromnutzung, dennoch ist dieser Vorgang im Hinblick auf die Klimaziele notwendig. Schließlich sei ein direkter Stromimport aus Weltregionen mit hohem Erneuerbaren-Anteil meist nicht möglich. Ein rein technischer Effizienzvergleich sei daher nicht sinnvoll, erklärte Küchen.